Beim ersten Lesen des Titels war ich irritiert: Montessori in der Pubertät? Ich vermutete spontan ein kritisches Werk zur Methodenpflege in der Pädagogik: ein pädagogisches Ideal in der
Pubertät, d. h. in der Krise.
Die Rückseite des Buches brachte Aufklärung:
»In ihrem Erdkinderplan hat Maria Montessori ihre Ideen zu einer jugendgerechten Erziehung dargelegt. Claudia Schäfer nimmt diese Anregungen auf und setzt sie in praktische Vorschläge für die
Gestaltung des Alltags mit Jugendlichen um. Dies beginnt bei der Schaffung einer äußeren Ordnung und endet bei einer Neubestimmung der Rolle und Aufgaben der Eltern.«
»Neubestimmung der Rolle und Aufgaben der Eltern« – zu Leb- und Wirkzeiten Maria Montessoris mag dies zweifellos zugetroffen haben. In der Gegenwart jedoch hapert es weniger an neuen Idealen
als an ihrer Umsetzung. Die Gedanken der 1870 geborenen Reformpädagogin sind längst Bestandteil populärer Erziehungsratgeber, das Motto »Hilf mir, es selbst zu tun« ist auch Erzieherinnen konventioneller
Kindergärten vertraut.
Der Elternratgeber von Claudia Schäfer vermittelt viele sinnvolle Tipps zum Umgang mit Jugendlichen in der Pubertät. Doch scheint mir die Zeit reif, sich von Vorbildern der Vergangenheit zu lösen, um sich der Bildung eines aus eigener Erfahrung gereiften Selbstbewusstseins zu widmen, die jedem Einzelnen möglich ist, sobald er sich traut, die Ideale hinter sich zu lassen. »Lass mich selbst entdecken, was mir hilft!«
Jutta Riedel-Henck, 16. Juli 2005
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